Die spätmittelalterliche und frühneuzeitliche Burg Klausegg im Lungau

Die Klausenanlage der Burg Klausegg - oben links ist die Burg zu sehen, sowie in der Mitte des Bildes Teile der Sperrmauer. (Foto: C. Theune)

Die Burg Klausegg liegt im Osten des Lungaus an der Grenze zur Steiermark. Der Lungau gehörte seit der Mitte des 13. Jahrhunderts zum Erzbistum Salzburg, welches hier etliche Burgen mit unterschiedlichen Funktionen errichteten. Während die Burg Moosham als Mittelpunktspunkt bezeichnet werden kann, diente die Burg Mauterndorf am Fuß des Tauernpasses der Straßenkontrolle und der Erhebung einer Maut. Zahlreiche kleinere Burgen und Bergfesten konnten die umliegenden Täler abriegeln, wobei allerdings nicht mit langen Nutzungszeiten zu rechnen ist. Im Murtal in Ramingstein und bei Seetal lag die Grenze zur Steiermark, die ebenfalls eine Sicherung erhielt.

Bei Seetal, rund 12 km östlich von Tamsweg gelegen, ist der Weg in die benachbarte Steiermark nicht durch hohe Gebirgszüge, reißende Alpenbäche oder Flüsse verstellt, sondern leicht passierbar. Der Talboden des West-Ost verlaufenden Tales zwischen Tamsweg und Seetal ist auch heute noch streckenweise recht sumpfig. Jedoch ist hier zumindest seit dem Mittelalter eine bedeutende Route anzunehmen, die sicherlich älter als der schwieriger zu passierende Weg über Ramingstein ist. Ähnlich wie an allen wichtigen Punkten und Übergängen im Lungau wird die Grenze durch eine Burg, die östlich von Seetal liegt, geschützt: Die Burg Klausegg und zugehörige weitere Anlagen.
Die komplette Klausenanlage besteht aus der Burg rund 40 m über dem Tal, einer Sperrmauer, die von der Burg ins Tal verläuft sowie einer Toranlage und einer Klause. Dieses Klausensystem ermöglichte es, das gesamte Tal abzuriegeln und den Durchgang durch das Tor zu kontrollieren. Diese Kontrolle wurde durch erzbischöfliche Pfleger ausgeübt, die allerdings keine gerichtlichen Befugnisse hatten. Die schriftlichen Überlieferungen nennen seit der Mitte des 14. Jahrhunderts Pfleger, zu diesem Zeitpunkt muss die Burg schon bestanden haben. Präzisere Daten liefern dendrochronologische Analysen, die darauf schließen lassen, dass die Burg in der Zeit um 1300 errichtet worden ist. Schon im 16. Jahrhundert wird von Baufälligkeit gesprochen, im 17. Jahrhundert war sie kaum noch, bzw. nicht mehr zu bewohnen.

Die Toranlage der Burg Klausegg im Tal, Blick von Osten (Steiermark) nach Westen (Salzburg). (Foto: C. Theune)

Die Burg ist ein rechteckiger Bau von 26.5 x 12,6 m mit drei begehbaren Stockwerken, teilweise war er unterkellert. Der mittelalterliche Zugang befand sich als Hocheingang auf der nördlichen Talseite und ist später ebenerdig auf die Hangseite verlegt worden. Einige – für mittelalterliche Burgen typische Elemente wie ein Bergfried - fehlen.

Entzerrtes Foto der aufwändig gestaltete Nordfassade mit dem ehemaligen Hocheingang (rot markiert). (Foto: C. Theune)

Im Rahmen eines Bachelorseminars stand die Burganlage selbst sowie dort aufgelesene Funde im Fokus.
Anhand der Burg können die topografischen Gegebenheiten, die bauliche Dimension und Erscheinung, Bautechniken, die Raumaufteilung und -ausstattungen im Inneren untersucht werden. So wurde eine ausführliche Beschreibung der einzelnen Räumlichkeiten durchgeführt.  Anhand von Türöffnungen oder Fenstern, Baunähten etc. können ursprüngliche Baukörper und Umbauphasen erkannt werden.

Grundrisspläne des Erdgeschoßes, sowie des 1. und 2. Geschoßes der Burg, im 2. Obergeschoß befindet sich die Küchen (Raum 2.4) und der Abort (Raum 2.3) (Grafik: Y. Burger, J. Benedix)

Die Räumlichkeiten in den Stockwerken werden jeweils von einem Mittelflur aus erschlossen, im 2. Obergeschoss befand sich ein großer Saal mit einem Kamin, eine in die südliche Außenmauer eingebaute Küche und ein Abort. Etliche Fenster, besonders an der repräsentativen Talseite sind aufwändig als Sitznischenfenster gestaltet.

Insgesamt sind vier bauliche Veränderungen festzustellen, deren zeitliche Abfolge aber kaum zu bestimmen ist. Möglicherweise ist die Verlegung des Eingangs an die Südseite die jüngste Umgestaltung. Die weiteren baulichen Maßnahmen betreffen das 2. Obergeschoss. Hier wurde im Westteil (Raum 2.1) ein Tonnengewölbe eingezogen. Auch der östliche Teil erfuhr eine umfassende Umgestaltung. Möglicherweise entstand der große Saal erst durch einen Umbau, auf jeden Fall wurde zusätzlich noch die Küche in die Südfassade eingebaut, wodurch es gestattet war, die zubereiteten Speisen ohne weite Wege zu servieren.

Funde, die im Bereich der Burganlage aufgefunden wurden:

Axt (Foto: G. Gattinger)

zwei Schlüssel (Foto: G. Gattinger)

Butzenscheiben (Foto: G. Gattinger)

Objekte wie Messer, Schlüssel, Werkzeuge aller Art, Pfeilspitzen und Geschosse und andere Funde zeigen einen Ausschnitt aus den damals auf der Burg Klausegg gebräuchlichen und verwendeten Gegenständen. Unter den Werkzeugen sind einige Bergeisen hervorzuheben, die selten auf Burgen gefunden werden, sie geben einen Hinweis auf frühneuzeitliche bergmännische Tätigkeiten im Umfeld der Burg oder auch im Auftrag der Pfleger. Die Gegenstände zeigen einen Einblick auf den wirtschaftlichen Hintergrund der Bewohner der Burg. Die diversen Waffenfunde belegen zudem, dass schon recht früh auch auf der Burg Klausegg Feuerwaffen eingeführt worden sind.

Schriftquellen und Karten ergänzen und komplettieren das Bild.
Diese Untersuchungen werden durch die Betrachtung der Burgenlandschaft im Lungau ergänzt. Dadurch kann die Burg Klausegg insgesamt sehr gut in eine größere Ordnung der mittelalterlichen Herrschaftssicherung im Lungau eingebunden werden.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Bachelorseminars vor der Burg Klausegg im Sommer 2012.

Literatur:

C. Theune, An der Grenze - Die spätmittelalterliche und frühneuzeitliche Burg Klausegg im Lungau. Mit Beiträgen von: Yvonne Burger, Sophie Duld, Stephanie Horvath, Agnes Kasenbacher, Andreas Krainz, Karin Krenauer, Raphael Lampl, Lisa Leitenbauer, Hanna Pietsch, Angelika Rudelics, Iris Schuhmeister, Museumsportal - Zeitschrift des Lungauer Museumsvereins Tamsweg 3, 2012-2014.

Die Publikation ist erhältlich unter
info@museumsportal.com oder in der Buchhandlung Wolfgang Pfeifenberger in Tamsweg, Preis: € 20