Die Nutzung der Alpen im Mittelalter
Das Gold der Tauern bildete im Mittelalter eine bedeutende Wirtschaftsgrundlage. Von der Mitte des 14. Jahrhunderts bis im 16. Jahrhundert wurde im Gasteiner Tal im Bereich des Seekogels, des Bockharts und des Silberpfennigs Goldbergbau betrieben. Noch heute sind in der Region etwa am oberen Bockhartsee oder auf der Erzwiese am Silberpfennig die Bergbaureviere gut erkennbar. Das Erz ist schon in der Nähe der Abbaureviere im Hochgebirge zerkleinert worden und nur die erzführenden Brocken sind ins Tal zur Weiterverarbeitung und Verhüttung transportiert worden. Der Transport geschah vornehmlich im Winter durch so genannte Sackzüge (mit zerkleinertem Erz gefüllte Tierbälge), die wie auf einem Schlitten ins Tal zu den Verhüttungsplätzen gebracht wurde. Goldschmelzanlagen, also Weiterverarbeitungswerkstätten des goldführenden Erzes, konnten im Angertal entdeckt werden. Große Schlackehalden zeugen sind heute noch sichtbare Überreste.
Es ist davon auszugehen, dass die Almwirtschaft erheblich zur Versorgung der im Bergbau Beschäftigten beigetragen hat. In diesem Zusammenhang wurde in der Folge verschiedene abgegangene Almen im Bereich der Tauern durch einen Survey erkundet. Eine kleine Ausgrabung im Bereich des Oberhüttensatteln hat ergeben, dass zumindest in der frühen Neuzeit dort schon eine Alm bestand.
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Frage nach den Auswirkungen der kleinen Eiszeit auf die Almwirtschaft und den Goldbergbau. Es ist davon auszugehen, dass die Almwirtschaft Einbußen hinnehmen musste, es kürzere Zeiten des Almauftriebs gegeben hat und manche Alm musste wohl aufgegeben werden. Aber es gibt auch zahlreiche Neugründungen in der Neuzeit. Der Goldbergbau war davon nicht betroffen. Die wirtschaftlichen Interessen waren elementar. Zudem ist zu bedenken, dass der Bergbau selbst ja unter Tage stattfand.
Grabung Hüttenplatz 1
Seit 1989 und weiter in den 1990er Jahren fanden im Bereich des spätmittelalterlichen Goldschmelzplatzes (Hüttenplatz 1) im Angertal, Bad Hofgastein (Verwaltungsbezirk St. Johann im Pongau) Ausgrabungen statt. Im Zuge dieser Ausgrabungen wurden insgesamt 3 Schmelzöfen unterschiedlicher Funktion freigelegt. 2007 und 2008 konnten die zuvor nicht beendeten Grabungen abgeschlossen werden.
Durch die jetzt festgestellten Befunde südlich der Ofenanlage konnte die relative Abfolge der Öfen 1 und 2 geklärt werden. Schon seit den ersten Grabungen war klar, dass beide Öfen nicht in einem Zug errichtet wurden, da zwischen beiden eine Baunaht sichtbar ist. Nun konnte erkannt werden, dass Ofen 1 ein Fundament aufweist, welches vermörtelt wurde. Diese Spuren enden abrupt bei Ofen 2, der kein Fundament aufweist. Ofen 1 ist daher älter als Ofen 2. Ofen 3 ist vermutlich noch jünger. Eine Trockenmauer begrenzt rechtwinklignach Osten hin die Ofenanlage Ofen 1 und Ofen 2. Die Anbindung an Ofen 2 scheint dafür zu sprechen, dass Ofen 2 und die Mauer in einem direkten Zusammenhang miteinander stehen. Beim Bau des 3. Ofens wurde die Trockenmauer noch weiter nach Osten verlegt.
Weitere Befunde konnten in einem alten wohl künstlichen Bachlauf dokumentiert werden. Es ist anzunehmen, dass dort ein Mühlrad stand, mit dessen Hilfe ein Blasebalg angetrieben wurde, um die Öfen zu heizen.
Nördlich der Öfen existiert heute noch ein große Schlackhalde, Reste weiterer Verhüttungsüberreste fanden sich in einigen Gruben nördlich der Öfen.
Insgesamt wurden kaum Funde entdeckt. Einige Eisenfragmente, Nägel sowie stark bleihaltige Schlacke mit Spuren von Silber belegen den Kuppelationsprozess. Wenige Keramikscherben sowie Reste von Kacheln geben einen Hinweis auf den Alltag in den Alpen.
Grabung Feldinghütte
Im Jahr 2009 wurden die archäologischen Untersuchungen in der Feldinghütte fortgesetzt. Diese Hütte liegt nur wenige Meter unterhalb der Schmelzöfen. Die Feldinghütte in ihrem jetzigen Bestand ist um das Jahr 1873 errichtet worden. Mehrere Umbauphasen konnten bis in die 1970er Jahre festgestellt werden. Unterhalb der ältesten Fußböden fanden sich jedoch weitere Siedlungsspuren. Umfangreiche dendrochronologischen Analysen belegen, dass zahlreichen große Bauhölzer von rund 10 m Länge der um 1873 errrichteten Feldinghütte aus der Zeit um 1435-1440 stammen. Radiokarbon-Datierungen aus den unteren Siedlungsschichten bestätigen diese Datierung. Es ist also anzunehmen, dass schon in der Mitte des 15. Jahrhunderts im Bereich des heutigen Standortes ebenfalls eine Hütte, eventuell eine Knappenhütte stand.
Survey Erzwies
Ein umfassender archäologischer Survey auf der Erzwies, dem Nordwesthang des Silberpfennigs, wurde im Sommer 2010 durchgeführt. Dabei konnten 34 spätmittelalterliche und frühneuzeitliche Objekte vermessen werden, die jeweils aus einem Stollenmundloch, einem davon abgehenden Schneekragen, dem damit verbundenen Knappenhaus und einer großen Abraumhalde bestanden. Die intensive Nutzung ist durch die Mehrphasigkeit der Gebäude angezeigt.
Zusammenfassung
Umfangreiche Schriftquellen seit der 2. Hälfte des 14.Jahrhunderts geben zusätzliche Hinweise. Diese Schriftquellen berichten über Besitzer, Pächter, Investoren, ungefähre Standorte der Anlagen im Gebirge und im Hochtal und auch über gute und schlechte wirtschaftliche Zeiten.
Die sehr gute Quellen- und Erhaltungslage zu den montanarchäologischen Relikten auf der Erzwies führt zu weiteren Forschungsfragen zu den Lebens- und Arbeitsbedingungen im hochalpinen Goldbergbau.
Die Marktgemeinde Bad Hofgastein hat im August 2008 in Kooperation mit dem Verein Via Aurea – Wege des Tauerngoldes - das „Frühindustrielles Montanzentrum Angertal“ eröffnet, um die noch erhaltenen Denkmäler des spätmittelalterlichen Goldbergbaus touristisch zu erschließen. Link : http://www.via-aurea.com/
Weitere archäologische Forschungen beziehen sich auf das Almwesen in der Tauernregion, insbesondere auf die Frage der Datierung der Almen. Hinzu kommen Überlegungen zu den Folgen der kleinen Eiszeit auf die unterschiedlichen wirtschaftlichen Zweige der Alpennutzung. Der Bergbau wird wohl nicht betroffen gewesen sein, wohl sind aber Auswirkungen auf die Almwirtschaft vorauszusetzen. Poster: Ruralia XII Konferenz Kilkenny 2017
Literatur
Cl. Theune, Goldbergbau im Gasteiner Tal. In: Cl. Theune / G. Scharrer-Liška / E. H. Huber / Th. Kühtreiber (Hrsg.), Stadt – Land –Burg. Festschrift für Sabine Felgenhauer-Schmiedt zum 70. Geburtstag (Rahden / Westf. 2013) 395-404.
A. Lippert / Cl. Theune, Archäologische Untersuchungen zur spätmittelalterlichen Gold- und Silbergewinnung in der Gastein. In: Beitr. Internat. Weitmoser-Symposium 2006 (Salzburg, 2009)137-158.
G. Walach, Archäometrische Forschungen am Bockhart und im Angertal. In: G. Ammreer/A. St. Weiß (Hrsg.), Das Tauerngold im europäischen Vergleich. Archäologische und historische Beträge des internationalen Kongresses in Rauris vom 7. -9. 10. 2000 (Salzburg 2001) 67-80.
B. Cech, Archäologische Forschungen zur Edelmetallgewinnung des 15. und 16. Jahrhunderts im Gasteiner Tal. In: G. Ammrer/A. St. Weiß (Hrsg.), Das Tauerngold im europäischen Vergleich. Archäologische und historische Beträge des internationalen Kongresses in Rauris vom 7. -9. 10. 2000 (Salzburg 2001) 53-65, insbesondere 61-65.
B. Cech/G. Walach, Die spätmittelalterliche/frühneuzeitliche Edelmetallverhüttung im Angertal, Bad Hofgastein – eine Studie zur systematischen Erforschung alpiner Montanlandschaften. Arch. Austriaca 82/83, 1999, 479-492.
F. Gruber, u.a., Ein spätmittelalterlicher Doppelschmelzofen im Hinteren Angertal, Bad Hofgastein. Mitteilungen Ges. Salzburg. Landeskunde 130, 1990, 759-790.
Danksagung
Für die freundliche (nicht zuletzt finanzielle) Unterstüzung der Marktgemeinde Bad Hofgastein und der Via Aurea - Wege des Tauerngoldes e.V. (insbesondere Obman Walter Wihart), möchte ich mich herzlich bedanken.